art
architecture
music
other stuff

<< back

forward >>

contact the artist

         

          

     

       


bad artists series



Back to the Biedermeier: Der Anti-Internationalismus der ÖVP

Anlässlich der Großdemonstration gegen Schwarzblau am 19.Februar 2000 in Wien hat Wolfgang Schüssel einen denkwürdigen Satz verlauten lassen. Er hat das volk via Medien wissen lassen, an dieser Veranstaltung würden lediglich "Kommunisten, Alt 69er und die Internet-Generation" teilnehmen. Nun ist schon klar, dass dem ÖVP-Chef das katholische Internat lieber ist als die kommunistische Inernationale. Aber was, frage ich mich, hat der Chef einer Partei, die sich als Anwalt der Unternehmer und des wirtschaftlichen Fortschrittes sieht, gegen das kommunikative Internet?
Immerhin ist die Informationstechnologie als aktuelle Schlüsseltechnologie auch ins blauschwarze Regierungsprogramm eingeflossen. "Österreich digital" nennt sich eine im Kapitel "Stärkung des Wirtschaftsstandortes" genannte, beabsichtigte Innovationsinitiative. So schlimm kann das Internet also nicht sein. Und wie etliche Leute wissen, die ihm in den Wochen vor der Demo ein Protestemail geschickt haben, hat Schüssel selbst einen E-Mail-Account. Was wollte er also wirklich sagen, als er die denkwürdige ÖVP-Gottseibeiuns-Trias "Kommunisten, Alt-68er und Internet-Generation" schuf? – Zur Beantwortung muss ich kurz ausschweifen.
Ich verdanke die Erkenntnis einem Kaffehausgespräch mit korso-Herausgeber Christian Stenner, deshalb sei er hier auch sehr bedankt – Hallo Christian! – Christian Stenner also klärte mich auf, dass die Angst der Österreicher vor der Modernisierung wesentlich zum Wahlerfolg der FPÖ beitrage. Für andere mag das längst klar gewesen sein. Für mich war es ein Aha-Erlebnis. Sicher wird es noch andere Gründe für den Erfolg der FPÖ geben. Aber bleiben wir einmal bei diesem.
Mit der Frage , wie sich Moderne definiert, beschäftigt sich seit Jahren mehrere Institute an der Uni Graz im Rahmen eines Spezialforschungsbereiches. Ein vielschichtiges Phänomen aalso. Schlagwortartig seien Pluralität, kosmopolitisches Denken, Aufgeschlossenheit gegenüber technischen und sozialen Neuerungen als einige Kenngrößen von Moderne genannt – lauter Dinge, bei denen es sich hierzulande speilt. Die Freiheitlichen beherrschen die Schürung der Ressentiments gegen alles, was den Horizont Karawankenkette übersteigt, bekanntlicherweise aus dem F. Und jetzt versucht offensichtlich die ÖVP, in dieses Liedchen einzustimmen.
Es hat alles mit dieser fürchterlichen Erklärung der beiden Parteien am 4.Feber 2000 begonnen, man wollte Österreich zum kinder- und familienfreundlichsten Land der Erde machen. Nichts gegen Kinder- und Familienfreundlichkeit, aber als politisches Programm einer Regierung, die vor der Europafahne posiert, mutet es sehr schrebergärtnermäßig an. Dass mit dieser Erklärung auch ein überdeutliches Signal in Richtung Restauration "guter, alter Werte" gegeben wurde, ist im allgemeinen EU-Boykott-Schock total untergegangen. Und als sich Schüssel mit seinem diskreditierend gemeinten Internet-Generation-Sager ins selbe Horn stieß, konnte man selbst in kritischen Medien mit dieser Aussage wenig mehr anfangen, als sie schroff zurückzuweisen. Dabei liegt sie in der genau gleichen Marschrichtung: Back to the Biedermeier. Güss Gott, Herr Metternich? Gute Nacht Österreich? – Keineswegs. Für uns Stimmvieh der Internet-Generation, die wir keine Probleme mit Grenzüberschreitung haben, sind die Zeiten spannend geworden. Mit Schadenfreude können wir zusehen, wie eine Riege von Clowns und Schnackslern, feisten Überanständigen und verlogenen Superehrlichen von Fettnapf zu Fettnapf stolpert und schließlich daran scheitern wird, dass wir doch nicht mehr 1848 schreiben. Die FPÖ wird mit Ungeheuerlichkeiten weiter Erfolge einfahren, denn auch nach ihrer Regierungsbeteiligung wird es viele Zu-Kurz-Gekommene geben, um die man sich zu kümmern vorgibt. Für die ÖVP aber tut sich mit ihrer zum Paradox neigenden Einstellung – man will europäisch sein, aber offensichtlich nicht im Internet; man will modern sein, aber auch jene Wähler gewinnen, die sich vor allem fürchten, was sie nicht kennen – eine interessante Perspektive auf. Und die heißt: Wie lebe ich mit Schizophrenie? Ein kleiner Trost: dieases Problem ist angesichts der anderen Schwierigkeiten, die sich die Partei aufgehalst hat, sicher marginal. Und schließlich: Man hat ihr nie einen Rosengarten versprochen.
Werner Schandor

bad artist series, Postkarte A5

Roman Klug, geboren 1970 in Wien, lebt in Graz

Die momentane politische Situation in Österreich ist der Auslöser für diese Arbeit von Roman Klug. Erstmals in der Geschichte spürte die österreichische Öffentlichkeit ganz massiv die Möglichkeit der neueren Kommunikationsmedien in Zusammenhang mit der politischen Debatte. Vor allem die so bezeichnete Internetgeneration entzieht sich jeglicher Beschränkungsversuche und nutzt das Internet aktiv um blitzschnellen Informationsaustausch, z.B.: über die aktuellen Demonstrationen. Natürlich versuchen auch etablierte Parteien, sich dieses Medium d
ienstbar zu machen.
>rotor< Margarethe Markovic, Anton Lederer

bad artist series, Postkarte A5
Roman Klug, rojen na Dunaju, zivi v Gradcu

Povod za delo Romana Kluga je trenutna politicna situcija
v AVstriji. Prvic v zgodovini je obcutila avstrijska javnost moznosti novih komunikacijskih medijev v politicni debati. Predvsem tako imenovana internetna generacija se ne pusti ometjiti in uprablja svetovni splet za bliskovito izmenjavo mnenj, npr. o aktualnih demonstracijah. Seveda bi se rade tudi poltiticne stranke posluzile tega medija.
>rotor< Margarethe Markovic, Anton Lederer